Dinacharya -
wie man die unterschiedlichen Dosha-Energien im Verlauf des Tages am besten
für die Erledigung seiner To-Dos nutzen kann.
„Wenn wir unser Verhalten im Einklang mit unserer Konstitution, unserem gegenwärtigen Befinden, unseren Werten und den chronobiologischen Rhythmen der Natur bringen, entstehen Harmonie, Kraft, Freude und Gesundheit“ - das lehrt uns Ayurveda. Und das ist doch das, wonach wir uns alle so sehr sehnen.
Oft hören wir, dass Ayurveda zu kompliziert, zu zeitaufwendig oder auch nicht zeitgemäß ist und dabei ist es heute noch mehr aktuell, als jemals zuvor. Unser moderner Lebensstil koppelt sich immer mehr ab von den natürlichen Rhythmen der Natur. Ayurveda lehrt uns, das alte Wissen von Desha, dem Ort, an dem wir leben, und Kala, der Zeit, die uns beeinflusst, zusammenzutragen, um die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf unsere heutigen Verhältnisse zu übertragen.
Die Wirkprinzipien werden im Ayurveda Doshas genannt und sind Prinzipien oder auch Energien, welche sich wirklich überall auf der Welt, in der Natur, im Geist und im Körper wiederfinden. Als Teil der Natur unterliegen wir Menschen verschiedenen Rhythmen. Die chronobiologische Bio-Uhr bestimmt unseren Tag- und Nachtrhythmus, denn im Laufe eines Tages haben die Doshas unterschiedliche Intensitäten – so herrscht in den frühen Morgenstunden zum Beispiel eine andere Energie als am Nachmittag. Betrachten wir die „Dosha-Zeiten“ einmal genauer.
Insgesamt gilt es, dass die Rhythmen von Vata, Pitta und Kapha sich am Sonnenverlauf orientieren. Das heißt – im Sommer fängt z. B. die Kapha-Zeit schon vor 6 Uhr an, da die Sonne früher aufgeht und im Winter nach 6 Uhr. Um es einfacher zu händeln, nehme ich einfach als Beispiel die Tag- und Nacht-Gleiche am 21.03. und am 21.09. eines Jahres. Wir dürfen auch nicht zu dogmatisch werden – alles ist immer in Bewegung und die Zeiten gehen ganz langsam ineinander über. Ziel ist es, einerseits die physiologische Qualität der jeweiligen Phase zu nutzen und andererseits ihre negative Auswirkung zu kompensieren. Mit einfachen Worten heißt es – was mache ich zu welcher Zeit und mit welchem Nutzen.
Der Tag wird in 6 Zeitstufen aufgeteilt. Jede dieser Zeitstufen wird einem der Doshas zugeordnet und findet sich zwei Mal am Tag wieder.
Kapha-Zeit (06:00 – 10:00 Uhr + 18:00 – 22:00 Uhr) Kapha besteht aus den Elementen Erde und Wasser, Kapha ist träge, schwer, und kalt, gleichzeitig aber auch stabil.
*Morgens nach dem Aufstehen ist die perfekte Zeit für die Morgenroutine und körperliche Praxis, wie laufen gehen, Yoga, Meditation. Diese Zeit eignet sich besonders, um die wichtigsten Aufgaben des Tages zu erledigen, die evtl. etwas Geduld und Ruhe erfordern, und uns sonst nicht so leichtfallen, Kapha sorgt hier für da nötige Durchhaltevermögen. Du kannst dich gut auf den Tag vorbereiten, deine Aufgabenliste durchgehen, dein Frühstück in Ruhe vorbeireiten und evtl. auch schon etwas für das Mittagessen fertigstellen. Das Verdauungsfeuer fängt erst an zu brennen, sodass morgens ein leichtes Frühstück empfehlenswert ist. Vor allem ist es wichtig warm zu essen, um der kalten Kapha-Qualität entgegen zu wirken.
*Abends ist die beste Zeit um runterzukommen, der Stoffwechsel fährt langsam herunter und auch unsere mentale Aufmerksamkeitsspanne. Es ist Zeit für die Familie und Freunde, für Entspannung und Meditation, für die Abendroutine, um den Geist zu beruhigen und sich auf die Schlafenszeit einzustimmen. Wenn du gerne Yoga praktizierst, dann ist es Zeit für eine ruhigere Yoga-Praxis, wie z. b. Yin Yoga. Kapha-Zeit ist auch Abendessenszeit. Da ist es empfehlenswert bis 19:00 Uhr gegessen zu haben, um 3 Stunden vor der Schlafenszeit (gegen 22:00 Uhr) mit dem Essen fertig zu sein. Abends ist empfehlenswert leichtes Essen zu sich zu nehmen, wie Suppen oder Eintöpfe, Gemüse aus dem Backofen oder gedünstet mit Beilage - das wäre auch wunderbar. Wichtig ist, dass dein Abendessen leicht verdaulich ist und deinen Schlaf nicht hindert, sondern eher unterstützt. Empfehlenswert ist auch, alle elektronischen Geräte spätestens 1 Stunde vor dem Schlafengehen auszuschalten, um sich auf den Schlaf einzustimmen.
Pitta-Zeit (10:00 – 14:00 Uhr + 22:00 – 02:00 Uhr) Pitta besteht aus Elementen Feuer und Wasser, Pitta ist heiß, schnell, scharf aber gleichzeitig auch transformativ und umsetzungsstark.
*In der Pitta-Zeit mittags ist unser Verdauungsfeuer am stärksten, hier dürfen wir die größte Mahlzeit zu uns nehmen. Wenn du Salat oder Rohkost gerne isst, dann ist es am besten mittags zu essen, dein Körper kann es dann am besten verdauen. Die schnellen Sportarten wären in der Pitta-Zeit nicht förderlich (außer du hast sehr viel Kapha-Dosha in dir). Besonders für Pitta-Typen gilt es, die Überhitzung in der Mittagszeit zu vermeiden. Pitta-Energie hilft uns Dinge effektiv zu tun und unsere Arbeit schnell und fokussiert zu erledigen. Die Zeit eignet sich auch ideal, um Aufgaben zu erledigen, die Durchsetzungs- und Umsetzungsfähigkeit erfordern, wie z. B. Vertragsverhandlungen zu führen oder wichtige Entscheidungen zu treffen.
*Ab 22:00 Uhr geht die Kapha-Zeit in die Pitta-Zeit über. Deswegen ist es empfehlenswert gegen 22:00 Uhr schlafen zu gehen, da sonst die ansteigende Pitta-Zeit dich leicht vom Schlaf abhalten kann. Da Pitta hochgeht, wird der Körper richtig gereinigt, es finden der Gewebserneuerungsprozess und Zellregeneration statt, auch die wichtigen Hormone werden in der Zeit produziert. Es ist also sehr wichtig in dieser Zeit zu schlafen und den Körper in Ruhe „seine Arbeit“ machen zu lassen. Neben den körperlichen Aspekten ist die geistige „Verstoffwechselung“ im Schlaf besonders wichtig. Eindrücke und Erlebnisse werden verarbeitet, in dieser Nachtphase schlafen wir tief und fest. So kommen Körper, Geist und Seele in den Genuss einer ganzheitlichen Regeneration.
Vata-Zeit (02:00 – 06:00 Uhr + 14:00 – 18:00 Uhr) Vata besteht aus Elementen Luft und Raum, Vata ist leicht, instabil, beweglich, trocken.
*Die Zeit morgens vor 6 Uhr ist die beste Zeit zum Aufwachen, bevor die träge Kapha-Energie übernimmt. Vata ist leicht, kreativ und dynamisch. Diese Zeit ist optimal für die spirituelle Praxis, für Meditation und Yoga. Wenn alles still ist, kannst du mehr mit dir selbst in Verbindung kommen und die Reinheit der frühen Morgenstunden für dich nutzen und mit einer wundervollen Energie in den Tag starten. Vor dem Aufwachen beschäftigt sich das Vata mit dem Abtransport von allen Reinigungsabfällen, die in der Pitta-Zeit gelöst wurden.
*In der Nachmittagszeit ist oft die Luft raus, deswegen nutzt man diese Zeit am besten für Tätigkeiten, die keine intensive Konzentration brauchen oder in denen es besonders produktiv zugehen muss. Am besten geeignet sind Aufgaben, in denen du kreativ und kommunikativ arbeiten kannst. Viele greifen in der Zeit zum Kaffee und Süßem, um sich etwas aufzuputschen. Das hilft aber nur für kurze Zeit, danach fühlt man sich nur noch träger. Am besten wäre es einfach anzuerkennen, dass die Energie des Tages sich verändert hat und einfach mal langsamer machen, für Pausen sorgen und sich erden. Es helfen schon ein paar tiefe Atemzüge, um etwas Energie zu tanken und sich aufzumuntern.
Meine Empfehlung ist – geh mit dem Wissen zum Tagesablauf nicht zu steif um – es gibt nicht die eine beste Empfehlung für jeden. Es ist wichtig, sich ganz individuell aus der Dosha-Perspektive anzuschauen und zu spüren, wie kann ich diese Tagesenergie am besten für mich nutzen. Wichtig ist aber auch – die Ausnahmen bestätigen die Regeln! Sei nicht zu streng zu dir und zu deinem Körper! Wenn du an den meisten Tagen in der Woche nach dem Dosha-Zyklus lebst, hilfst du schon enorm deinem Körper mit allen Herausforderungen des Alltags klarzukommen, viel Energie zu tanken und gesund zu bleiben. Sei achtsam und beobachte, wann dir z.B. das zu lange Wachbleiben oder zu spätes/schweres Essen nicht gut tut, um rechtzeitig in deinen Rhythmus wieder zurückzukommen, bevor es zu Störungen in deinem System kommt.
Lass uns mit Liebe zu unserem Körper die kleinen Veränderungen starten – mit kleinen Schritten erreichst du unglaublich viel. Das wünsche ich dir von Herzen!
Deine Helena